Denk ich an Berlin, auch vor mir steht
Sogleich die Universität.
Dort reiten vorüber die rothen Husaren,
Mit klingendem Spiel, Trompetenfanfaren -
Es dringen die soldatesken Töne
Bis in die Aula der Musensöhne.
Wie geht es dort den Professoren
Mit mehr oder minder langen Ohren?
Wie geht es dem elegant geleckten,
Süßlichen Troubadour der Pandekten,
Dem Savigny? Die holde Person,
Vielleicht ist sie längst gestorben schon -
Ich weiß es nicht - ihr dürfts mir entdecken,
Ich werde nicht zu sehr erschrecken.
Auch Gott ist todt! Die Sterbestunde,
Sie schlägt für Menschen wie für Hunde,
Zumal für Hunde jener Zunft,
Die immer angebellt die Vernunft,
Und gern zu einem römischen Knechte
Den deutschen Freiling machen möchte.

Heinrich Heine - Zeitgedichte
"Die Menge thut es" (Auszug)

...hatte ich meiner allerersten Hausarbeit als Student der Rechtswissenschaften an der Universität Bremen im Wintersemester 1990/91 vorangestellt. Das war ein Grundlagenschein zum Thema "Friedrich Carl von Savigny - Die Historische Schule" und behandelte die Verwissenschaftlichung des Rechts im 19. Jahrhundert, und wie das Bürgertum darüber in der Justiz dem Adel die Vorherrschaft bis zur Kodifizierung des BGB abgerungen hat.

Als ich im November 1996 nach Magdeburg zog und dort mein Referendariat ableistete, wollte ich eigentlich wissen, was im Osten gesamtdeutsch für eine politische und juristische Kultur heranwächst. Meine Begegnung mit den Preußen unterschied sich kaum von Heines Eindruck, als dieser aus dem französischen Exil nach Hamburg zu seiner Mutter reiste und in Aachen die Besatzer des preußischen Militärstaates wiedersah:

Noch immer das hölzern pedantische Volk,
Noch immer ein rechter Winkel
In jeder Bewegung, und im Gesicht
Der eingefrorene Dünkel.

Sie stelzen noch immer so steif herum,
So kerzengrade geschniegelt,
Als hätten sie verschluckt den Stock,
Womit man sie einst geprügelt.

Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie,
Sie tragen sie jetzt im Innern;
Das trauliche Du wird immer noch
An das alte Er erinnern.

Heinrich Heine
Deutschland. Ein Wintermärchen
(Caput III)