Asexuelle Lust

Das NoSexHandbuch

Falls diese Methode nicht gefruchtet und man sich gemeinsam in einer Wohnung nicht an eine andere Verabredung erinnert haben und schreiend weggerannt sein sollte, empfehlen Pettler und Heckerling als "Notfallmaßnahme" für den Fall, daß man "aus Versehen Sex hat", unter anderem über Rüstungskontrolle nachzudenken oder bei dieser Gelegenheit das Kopfteil des Bettes neu zu streichen.

Die Ehe wird schließlich als ausgezeichneter Ort gepriesen, um dort Enthaltsamkeit zu praktizieren. Und folgerichtig gibt es auch ein Kapitel, wie man eine Ehe ruiniert, die hierfür keinen Freiraum läßt. Hier hat mich am meisten die Methode überzeugt, das gemeinsame Fernsehen zu kommentieren, zB mit "Möchte man solche Kinder nicht an die Wand klatschen?" oder: "Warte, warte, ich mag diesen Werbespot".

Zum Ausklang üben Pettler und Heckerling sich in katholischer Fehlertoleranz und empfehlen, nicht zu hart mit sich zu sein, wenn man auf dem Weg zum Leben ohne Sex einen Rückschlag erleidet.

Trotzalledem war Andy Warhol natürlich weiter, da er auf unter dem Tisch zugesteckte Damenunterwäsche nur noch gelangweilt reagiert, keine SexVermeidungsBücher geschrieben und PopArt geschaffen hat. Und der britische PopMusiker Boy George äußerte einmal, Sex würde viel zu sehr überbewertet und daß man von einer guten Tasse Tee meist mehr hätte. Eine Kanne grünen LungChing, 2 1Ž2 Minuten in 70°C heißem Wasser aufgebrüht, vermag das NoSexHandbuch aber auf jeden Fall als kurzweilige Lektüre zu ergänzen. Das Buch liefert den Einstieg in ein lustvolles Stellen der Frage nach dem Warum, wohingegen Fortgeschrittenen Esther Vilar "Der dressierte Mann" oder Kurzgeschichten von Dorothy Parker zu empfehlen wären...

Das NoSexHandbuch: Glücklich, schön und faltenfrei ohne Sex! - Pamela Pettler/Amy Heckerling, Eichborn/Frankfurt am Main 1993, 87 Seiten, 12.80 DM

Völlig unerwartet begegnete mir kürzlich ein Buch zum Thema Asexualität, das ich mir sofort bestellte: Das NoSexHandbuch von Pamela Pettler und Amy Heckerling. Dieses ist 1990 in den USA erschienen, und ich bangte zwei Tage, daß es vielleicht nicht mehr lieferbar sein könnte.

Das NoSexHandbuch ist keine wissenschaftliche Abhandlung. Beim Lesen drängt sich sogar die Frage auf, ob die Autorinnen ihr Thema überhaupt ernst nehmen, da sie sich nahezu ausschließlich mit der Frage beschäftigen, wie man Sex und gefühlsmäßige Bindungen vermeidet, wobei die einleitenden Empfehlungen, für äußerliche Unansehnlichkeit zu sorgen, zu den schwächsten Kapiteln gehören. Sex ist für die Autorinnen eine überall lauernde Herausforderung, der zu widerstehen Anstrengung kostet.

Auf diesen Gesichtspunkt beschränkt eröffnet das NoSexHandbuch allerdings zahlreiche witzige Eindrücke, Sex und das Streben danach auf die innewohnende Lächerlichkeit zu reduzieren - etwa mit der Anleitung, vorschnelle Urteile abzugeben, oder mit dem Vorschlag, sich zum Einhandeln eines Neins für den Notfall bereitzuhalten: "Zieh dich aus Baby, ich muß dir ein paar heiße Sachen beibringen".